Anglizismen sind eigentlich nicht so meins. Wir haben ja selbst eine wunderbare Sprache, mit der man sogar viel besser nuancieren kann, als mit der englischen. Ausnahmen bestätigen die Regel; denn was soll man machen, wenn die Messe Slow Food heißt? Neuerdings mit dem Zusatz
Markt des guten Geschmacks. Am Wochenende fand hier also die alljährliche Slow-Food-Messe statt. Wie immer gemeinsam mit ein paar anderen (Mineralien, Garten, Yoga und noch was?) Die meisten Messehallen waren nicht gerade überfüllt. Beim ersten schönen Wochenende dieses Jahr sammelten sich die Menschen lieber draußen für ausgiebeige Pausen und lagen im Gras. Doch wo es was zu Essen gibt, und kostenlose Probiererle, da ist immer was los. Grundsätzlich.
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www.slowfood.de |
Gut, ich fand immerhin ein paar günstige elektrische Gewürzmühlen, die auch funktionieren. Ansonsten: bis auf ein paar Ausnahmen Fertiggerichte, Convenience-Produkte auf neudeutsch. Und Wein. Und Kaffee. Aus Komumbien, Afrika und so weiter. Wenigstens war die Messe nicht so Bierlastig wie letztes Jahr. Ist Bier aufgrund des deutschen Reinheitsgebotes nicht immer Bio? Glücklicherweise gibt es auch ein klein wenig Gemüse unter all dem Fleisch und all der Salami, die wirklich gern angeboten wird. Spanische Regionen suchte ich vergeblich. Sehr schade. Vielleicht fand ich diese auch nur nicht, aufgrund der mir unheimlich erscheinenden Riesenmenschenmenge. Also kein Ron con Miel - Rum mit Honig - (kanarische Alkoholische Spezialität mit hohem Suchtfaktor), kein Turron, eh eine Köstlichkeit, die es meist zur Weihnachtszeit gibt. Schade. Also muss man bis zum nächsten Kanariaurlaub warten.
Worum geht es also? Regionen präsentieren auf kulinarische Weise sich mal groß, mal klein, mal beliebt (italienisches Olivenöl), mal weniger beliebt (Saarländische Marmelade), aber fast immer mit dem, was Menschen für kulinarisch hochwertiges Essen halten. Und das scheinbar einfach in der Zubereitung ist. Falafel-Päckle zum anrühren, zum Beispiel oder Fertigsoßen. Doch hat all das wirklich mit
Slow Food zu tun? Also dem Langsamen, der Entdeckung der Langsamkeit, der Entschleunigung? Immerhin trägt die Messe eine für ihre Langsamkeit bekannte Schnecke im Logo. Wo bleibt denn die Bewusstheit für die Lebensmittel? Wo die Sinnlichkeit? Einfach aus verschiedenen Zutaten ein leckeres Gericht zu zaubern. Aus richtigen Kicherebsen -oder meinetwegen Kichererbsenmehl - Gewürzen und klein geschnittenem oder selbst mittels hochwertigen Küchenutensil zerkleinertem Gemüse die richtige Konsistenz eines Falaffelteigs zu finden, um beim Beispiel zu bleiben. Paket aufreißen, in eine Schüssel umfüllen und mit Wasser verrühren hat definitiv nichts mit 'Slow Food', also langsam (zubereitetem) Essen zu tun. Meine Seelennahrung habe ich dort jedenfalls nicht gefunden.
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