Samstag, 30. März 2013

Die Legende vom Osterhasen

In einer Zeit - lange vor dem heutigen Tage, als man noch die alten Götter und Göttinnen kannte und ehrte - genau hier, wo wir jetzt leben, lebte damals ein kleiner Hase. Es war gerade Frühlingsanfang, welcher stets dann statt findet, wenn der Tag endlich wieder genauso lang ist wie die Nacht. Zu dieser Jahreszeit fangen seit alters her die Vögel des Himmels und der Erde an, aus voller Kehle zu singen, Nester zu bauen und Eier zu legen.

Wildkaninchen, beobachtet in den Südtiroler Alpen
Überall bei den Menschen im Land fanden ausgelassene Feste und Feiern zu Ehren der Frühlings- und Fruchtbarkeits-göttin Eostre statt, die von den damals erobernden Römern Ostara genannt wurde. So konnten sie es besser aussprechen. Vielleicht waren auch alle nur froh, dass die Tage endlich wieder wärmer und länger wurden. Die Zeit des drin Hockens und des Müßiggangs war vorbei. Die Felder wurden wieder bestellt, damit man im Spätsommer und Herbst ernten konnte; die Ziegen und Hühner wurden wieder nach draußen gelassen.

Nun fand also der kleine Hase ein Ei und wollte es so gerne verspeisen, denn er hatte schon lange nicht mehr als trockene Gräser gefunden. Doch war er so tapfer und widerstand seiner Lust, das eben gefundene Ei auf der Stelle zu essen. Stattdessen nahm er sich vor, das Ei Eostre zu opfern. Doch – so fand er – war ein simples Ei einfach zu wenig, um es einer so wichtigen Göttin zu geben. So nahm der Hase das Ei mit nach Hause und überlegte, wie er das Ei bereichern könnte.

Mit viel Mühe färbte er nun das Ei mit bunten, zarten Frühlingsfarben und verzierte es anschließend mit Symbolen der Frühlingsgöttin Eostre. Erst als der kleine Hase fand, dass er das Ei nicht noch schöner machen konnte, nahm er es zum Tempel Eostres und schenkte es seiner Göttin. Eostre freute sich sehr über das reichlich verzierte Ei und lobte seine Vollkommenheit. Von dem Tag an übernahmen es die Hasen, die Kinder des Landes, die ebenso wie der Frühling und das Ei Zeichen der Erneuerung und der Wiedergeburt sind, zur Frühlingstagundnachtgleiche mit bunten Eiern zu beschenken.

Heute übernimmt der Osterhase die Tradition aus uralter Zeit, die damals die Ostara-Hasen erfüllten. In diesem Sinne: ein fröhliches Ostara-Ostern!


Diese Legende stimmt in den Grundzügen mit der Originallegende überein. Der Rest ist meine Cantadora*-Version.

*)Cantadores/as sind in Lateinamerika eine bestimmte Art Geschichtenerzähler/innen

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